„Erst wenn der Lärm verstummt ist, kommt die innere Stimme zu Gehör.“ Dem Mönch Bernhard von Triest wird diese Einsicht zugeschrieben, und sie belegt, dass bereits im frühen Mittelalter die Sehnsucht nach Ruhe, Stille und ungestörter Kontemplation groß gewesen sein muss. Und das obwohl wir doch davon ausgehen dürfen, dass das Leben in den damaligen Jahrhunderten einen wesentlich leiseren Gang genommen hat als heutzutage. Offensichtlich ist der Aufenthalt im Schweigekloster zu allen Zeiten eine Sehnsucht der Menschen gewesen.
„Die innere Stimme“ – viele Menschen vermissen ihren Klang, weil sie sie nicht mehr hören können. Stress, Verkehr, Kommunikation und dünne Wände in der eigenen Wohnung haben einen Geräuschpegel in unseren Alltag gebracht, der erst die Ohren und später die Seele belasten kann. Nur noch in Ausnahmefällen, wie beispielsweise in einem tiefen Wald oder auf einem einsamen Berggipfel, bekommen wir eine Ahnung von der Bedeutung der Stille und des Schweigens. Genau diese Stille zu erleben aber ist sehr vielen Menschen ein „un-still-bares“ Bedürfnis – die Sehnsucht nach Schweigen ist groß!
Seit jeher sind Klöster Orte der Stille und Kontemplation. Sie bieten stressgeplagten, ruhesehnsüchtigen Menschen eine Auszeit und spirituelle Erholung. Passend dazu tragen diese Klöster auch den Beinamen „Schweigeklöster“ – was nicht zwangsläufig heißt, dass hier kein Ton miteinander gesprochen wird. Das Wort „Schweigen“ bedeutet vielmehr so etwas wie „Schweigen der üblichen Geräusche“, also Handy, Verkehrslärm, Hektik im Büro, Krach auf der Baustelle.
Ein Schweigekloster zu finden, ist nicht schwer – oft reicht es, beim nächstbesten Kloster nachzufragen. Wer aber etwas mehr sucht als einfach nur die Stille und Ruhe, also das Schweigen auf Zeit, sollte sich mit den zahlreichen Männer- bzw. Frauenorden befassen (manche date:nbanken im Internet listen mehr als vierhundert verschiedene Orden auf). Die Orden unterscheiden sich in ihrer geistigen, spirituellen Ausrichtung und bieten somit für die unterschiedlichen Bedürfnisse ein umfangreiches Angebot.
Hier eine kleine Auswahl.
Bei den Karthäusern gehört Schweigen zum Alltag, das nur zu bestimmten (Tages-)Zeiten unterbrochen werden darf.
Sie sind die Nachfolger des Franziskus von Assisi, des Mannes, der mit den Tieren sprechen konnte. Franziskaner teilen sich in drei Gruppen, die dem Gebot der Armut folgen.
Die Benediktiner sind in die katholischen Kirche eingebettet und wirken als kontemplativ ausgerichteter Orden. Ihr Grundsatz lautet „ora et labora“ – bete und arbeite.
Bayern
In der Benediktinerabtei Ottobeuren im oberschwäbischen Landkreis Unterallgäu (in der Nähe von Memmingen) können erwachsene Männer für eine selbstgewählte Dauer die Mönche im Alltag begleiten. Als Gast erfährt man keinerlei Sonderbehandlung – man wird für die Zeit des Aufenthaltes wie ein Ordensbruder behandelt.
Nordrhein-Westfalen
Das Kloster Arenberg bei Koblenz ist ein Ort der Ruhe, wie das Kloster auf seiner Homepage schreibt, an dem Leib und Seele neue Kraft schöpfen können. Hier erfahren Besucher nicht nur spirituelle Entspannung und Regeneration, sondern auch körperliche Wohltat. Kneipp-Bäder und spezielle, klösterlich-geheime Kräutermischungen sollen den Geist beruhigen und ihn freimachen für neue Eindrücke.
Hessen
Das Exerzitien- und Bildungshaus der Pallotinerinnen in Limburg an der Lahn versteht sich als „Quelle der Kraft, der Ermutigung, des Friedens“. Hier bietet sich die Gelegenheit zur Besinnung.